Handtuchhalter, Kosmetikschrank, Badspiegel, Lampe, Toilettenpapierhalterung – im Bad müssen viele Dinge an der Wand befestigt werden. Gemein ist Ihnen allen, dass man für eine sichere Befestigung oftmals in eine Fliese bohren muss. Dabei besteht jedoch immer die Gefahr, dass die Fliese beschädigt wird, Risse bekommt und ausgetauscht werden muss. Damit Ihnen das nicht passiert, beantworten wir Ihnen in unserem Beitrag die häufig gestellte Frage: Wie kann man in Fliesen bohren? Erfahren Sie außerdem, was es für Alternativen gibt!

Fliesen bohren – Fuge nutzen oder nicht?

Besonders wenn man in einer Mietwohnung wohnt, ist das mit dem Bohren in eine Fliese eine heikle Angelegenheit. Denn während sich Löcher in einer Wand leicht kaschieren lassen, ist das bei Fliesen nicht so einfach. Deshalb schauen Vermieter oftmals genau, wie viele Löcher gebohrt wurden und ob diese auch unbedingt nötig waren. Sind es zu viele, gibt es in der Regel Abzüge bei der Kaution, weil dann die Fliesen ausgetauscht werden müssen.

Um die Zahl der Löcher in den Fliesen so gering wie möglich zu halten, steht die Empfehlung im Raum, einfach die Fuge zum Bohren zu nutzen. Dabei sind jedoch folgende Punkte zu beachten:

  • Größe des Bohrers vs. Fugenbreite: Bevor Sie eine Fuge anbohren, achten Sie darauf, dass der Bohrer nicht breiter als die Fuge ist. Denn sonst erreichen Sie das Gegenteil von der gewünschten Schadensminimierung und bohren gleich zwei Fliesen an.
  • Fugenfarbe: Der Trend geht mittlerweile auch hin zu bunten Fugen. Die sehen zwar schick aus, haben aber den Nachteil, dass sich Löcher in Ihnen ebenfalls nur schwer kaschieren lassen. Achten Sie deshalb mit Blick auf spätere Reparaturarbeiten auch darauf, die passende Farbe zur Hand zu haben, wenn Sie ein Loch in eine solche Fuge bohren.

Fliesen bohren ohne Risse – das brauchen Sie!

Bevor Sie loslegen können, müssen Sie natürlich erst einmal das benötigte Werkzeug bereitlegen. Um ein glattes, splitterfreies Loch in eine Fliese gebohrt zu bekommen, brauchen Sie Folgendes:

  • (Schlag-)Bohrmaschine
  • Steinbohrer und je nach Härtegrad der Fliese einen Diamantbohrer
  • Malerkrepp
  • etwas zum Ankörnen: Bohrer, Nagel oder Körneisen
  • Hammer
  • Stift
  • Messgerät für Metall und Stromleitungen

Los geht’s: überprüfen, messen, anzeichnen, körnen

Achtung – nicht direkt die Maschine ansetzen und power geben. Das würde schief gehen. Bevor Sie also mit dem Bohren loslegen, sind ein paar vorbereitende Arbeiten notwendig.

Auf Metall oder Stromleitung überprüfen

Damit es später keine unangenehmen Überraschungen gibt, sollte als Erstes überprüft werden, ob der Weg hinter der Fliese überhaupt frei ist. Dafür gibt es im Baumarkt verschiedene Messgeräte, welche Metall und Stromleitungen in der Wand aufspüren können.

Eine Stromleitung anzubohren führt nicht nur dazu, dass die Sicherung rausfliegt und die Leitung aufwendig wieder repariert werden muss. Es kann auch zu schweren Verletzungen durch einen Stromschlag kommen. Darum nehmen Sie sich unbedingt diese Zeit!

Sorgfältig messen und anzeichnen

Seien Sie beim Ausmessen der gewünschten Stelle für das Loch besonders sorgfältig. Gerade Fliesen verzeihen da keine Fehler. Bevor Sie jedoch ein Kreuz an der Stelle des zukünftigen Bohrlochs machen, kleben Sie etwas Malerkrepp über die Stelle.

Das sorgt nämlich dafür, dass der Bohrer beim Bohren nicht so leicht von der glatten Oberfläche der Fliese abrutscht. Machen Sie dann einfach ein Kreuz mit einem Bleistift oder Edding auf das Klebeband. Außerdem verringert das Klebeband die Gefahr von Splittern und Ausfransen des Bohrloches.

Für einen noch besseren Halt des Bohrers können Sie die Stelle auch noch ankörnen. Setzen Sie dafür einfach den Bohrer oder auch ein Körneisen an der markierten Stelle an. Schlagen Sie ganz leicht mit dem Hammer auf den Bohrer, damit eine kleine Delle in der Fliese entsteht. Achtung: Hier ist Gefühl gefragt!

Bohrer für Fliesen – welcher ist der Richtige?

Was für einen Bohrer Sie für Ihre Fliesen brauchen, hängt ganz von der Ritzhärte Ihrer Fliese ab. Für Exemplare mit einer Ritzhärte bis zu 3 eignen sich Glas- oder Fliesenbohrer – diese sollten dann aber ausgewechselt werden sobald man durch die Fliese durch ist. Bei härteren Fliesen kann auch ein ganz normaler Steinbohrer zum Einsatz kommen.

Schwieriger wird es schon, wenn man in Feinsteinzeug-Fliesen bohren will. Diese haben nämlich eine Ritzhärte von 8 und würden sich einem Steinbohrer standhaft widersetzen. In solchen Fällen muss ein durchgehärteter Diamantbohrer her, welcher das robuste Material durchdringen kann. Aber Achtung: Dieser sollte während des Bohrvorgangs immer mal wieder mit Wasser gekühlt werden, da er sonst schnell überhitzt.

So gelingt das Fliesen Bohren ohne Splittern

Sie haben alles ausgemessen, das Malerkrepp aufgeklebt, die Stelle markiert und den richtigen Bohrer ausgewählt? Na dann kann es ja jetzt losgehen. Befolgen Sie ganz einfach die nächsten Schritte und schon haben Sie ein wunderschönes Loch in Ihrer Fliese.

  • Schlagbohrfunktion ausschalten: Eigentlich logisch, wird aber trotzdem gerne mal vergessen. Die Schlagfunktion kann zu einer Beschädigung der Fliese führen.
  • Bohrer im rechten Winkel ansetzen: Setzen Sie den Bohrer gerade an die Wand an, sonst kann das Loch aussplittern.
  • Fliesen bohren schnell oder langsam? Diese Frage kann klar mit “langsam” beantwortet werden. Nehmen Sie sich lieber Zeit und kratzen allmählich die Oberfläche ab, als durch zu viel Druck ein Splittern zu riskieren.
  • Bohrer kühlen: Gegebenenfalls müssen Sie zwischendurch den Bohrer immer mal wieder kühlen, weil er zu heiß wird und sich dadurch auch zu sehr abnutzt.
  • Vor und zurück: Bewegen Sie den Bohrer immer mal wieder vor und zurück, damit Bohrmaterial heraustransportiert werden kann.
  • Bohrer wechseln: Haben Sie die Fliese durchdrungen, sollten Sie im Falle eines Diamantbohrers den Bohrer wechseln. Die Spezialbohrer sind teuer und nutzen sich in normalem Mauerwerk ziemlich schnell ab.

Wenn Sie diese einfachen Schritte befolgen, sollte es Ihnen ohne Probleme gelingen, ein sauberes Loch in eine Fliese zu bohren. Anschließend brauchen Sie nur noch einen passenden Dübel in das Loch hineinschieben und schon können Sie den neuen Handtuchhalter anbringen. Sollte der Dübel mal ein klein wenig aus dem Loch herausschauen, dann können Sie Ihn übrigens einfach mit einem Cuttermesser zurechtstutzen.

Befestigen ohne Bohren – das sind die Alternativen

Nicht immer muss jedoch ein Loch in eine Fliese gebohrt werden, um etwas im Bad zu befestigen. Mittlerweile gibt es auch adäquate Alternativen, bei welchen gar keine Löcher mehr notwendig sind – “Kleben-statt-bohren” heißt das Motto.

Für kleinere, leichtere Objekte eignet sich zum Beispiel Doppelseitiges-Klebeband, welches speziell für das Kleben auf Fliesen geeignet ist. Bei höheren Traglasten kommt Montageband oder Montagekleber zum Einsatz. Besonders der Montagekleber hat nach einer 12-stündigen Aushärtungsphase eine extrem hohe Zugfestigkeit.

Natürlich hat aber auch diese Variante ihre Nachteile. So ist es möglich, dass der Kleber oder das Klebeband auf manchen Untergründen nicht gut hält oder über die Zeit seine Klebekraft verliert. Es kann außerdem vorkommen, dass sich die Kleber nicht ganz ohne Rückstände wieder ablösen und Sie erst aufwändige Reinigungsmaßnahmen durchführen müssen.
Quellen
www.heimhelden.de/fliesen-sauber-schneiden
www.t-online.de/…/anleitung-loecher-richtig-in-fliesen-bohren
www.wikihow.com/Keramikfliesen-richtig-durchbohren
www.wikihow.com/Fliesen-schneiden